Anspiel Reformationstag

2 Puppen: Opa Alfred und Lilly (neugieriges Grundschulkind)

Opa: (zaubert ein kleines Geschenk hervor) Schau mal, Lilly, was ich dir heute mitgebracht habe!

Lilly: ooohhh! Ein Geschenk, ja aber ich hab doch gar keinen Geburtstag heute! Danke allerliebster Opa Alfred! (umarmt Opa, reißt das Geschenk auf – falls das geht ;-) Oh cool – ein Playmobilmännchen. Aber hää? Das sieht ja ganz anders aus, als meine anderen Playmobilmännchen (holt vielleicht welche aus ihrer Tasche). Dieser Hut – total komisch. Und....

Opa: Das ist nicht irgendein Playmobilmännchen. Das ist ein Mann, den es in Echt gegeben hat.

Lilly: Echt? Kenne ich den? Bist das du als junger Mann?

Opa: Nein, nein. Der Mann hat schon vor 500 Jahren gelebt und gestern war ein Festtag, an dem wir uns an diesem Mann zurück erinnern.

Lilly: Oh - jetzt weiß ich wer das ist – der Halloween-Kürbis-Mann! OH ja!

Opa: (lacht) nein, mit Halloween und Kürbissen hat er nichts zu tun! Der Mann heißt Martin Luther und er hat vor 500 Jahren etwas ganz Wichtiges über Gott raus gefunden, oder entdeckt könnte man sagen.

Lilly: Echt? Was denn? Erzähl doch mal Opa Alfred! Wie war das mit meinem Playmobilmännchen, also … äh... wie heißt der noch mal?

Opa: Martin Luther.

Lilly: Was hat der Martin da raus gefunden über den lieben Gott?

Opa: Ja, ja der liebe Gott, weißt du Lilly, der Martin, der dachte, dass Gott gar nicht lieb ist. Er hatte sogar richtig Angst vor Gott. Martin hat gedacht, Gott mag ihn nur, wenn er ganz viel dafür tut, dass Gott ihn mag.

Lilly: (nachdenklich) hmm, was hat er denn getan, damit Gott ihn lieb hat?

Opa: Der Martin hat ganz viel gemacht, damit er vor Gott gut da steht. Er ist mitten in der Nacht aufgestanden, um zu beten; weil er Angst hatte, dass Gott ihn nicht lieb hat, wenn er nicht genug betet.

Lilly: Neee – mitten in der Nacht – pfff das würde ich nicht machen – da schlafe ich! Ich bete immer mit dir vorm Einschlafen. DAS hätte der Martin machen sollen!

Opa: Der Martin dachte aber, das reicht nicht aus. Wenn er nachts nicht auch noch betet, dann mag ihn Gott vielleicht nicht mehr. Und manchmal hat er sogar absichtlich gehungert, weil er dachte, wenn er satt ist, hat Gott ihn nicht lieb.

Lilly (total baff): Echt jetzt?

Opa: Aber ja doch! Oder er hat manchmal ganz lang den Kirchenboden, wie hier, mit einer Bürste geschrubbt, obwohl der schon sauber war.

Lilly: Den ganzen Kirchenboden? Soo viel?

Opa: Ja! Er dachte, erst wenn ihm die Knie und die Hände vom Schrubben wehtun, dann hat Gott ihn lieb.

Lilly: Krass! Das will ich auch mal ausprobieren! [Lilly dreht sich zum Mesner und ruft:] HERR K.! Hast du mal ne Bürste? Ich muss schrubben, wie der Martin hier!

[Herr K. bringt einen Eimer mit Bürsten. Lilly schrubbt.]

Lilly: Boah, ist das anstrengend! Und wenn man das ΄ne ganze Weile macht, glaub ich schon, dass das wehtut. Wollt Ihr das mal probieren? Hast du Lust, mal zu schrubben?

[Lilly und Kinder schrubben kurz.]

Lilly: Puh, ist das anstrengend! Und das hat der Martin gemacht, nur um Gott zu gefallen?

Opa: Aber ja doch. Fast unvorstellbar, nicht wahr? Aber er dachte, er musste es machen, weil er ja die Angst im Nacken sitzen hatte, dass Gott ihn sonst nicht mag.

Lilly: Puh, der hatte bestimmt kein lustiges Leben, der Martin, mit so viel Angst und so viel Boden zum Schrubben und so vielen Gebeten mitten in der Nacht!

Opa: Aber zum Glück hat er eines Tages was raus gefunden über Gott!

Lilly: Wow, wie hat er das denn rausbekommen?

Opa: Weißt Du, Lilly, der Martin hat ganz genau in der Bibel gelesen [Bibel zeigen] – und da hat er was entdeckt, was ihm ganz neu war: Gott liebt ihn so, wie er ist und er muss nicht erst tausend Dinge machen, damit Gott ihn lieb hat.

Lilly: OH NEIN! Dann hat der Martin den ganzen Kirchenboden ganz umsonst geschrubbt! Und ist umsonst nachts zum Beten aufgestanden! Das hätte der mal früher lesen sollen, in der Bibel, dann hätte er nicht so viel Angst gehabt! Und er hätte nachts schlafen können, so wie ich!

Opa: Stimmt genau. Martin Luther hat auf einmal gesehen: Gott liebt mich so wie ich bin. Es gibt gar keinen Grund vor Gott Angst zu haben. Damit Gott mich lieb hat, muss ich nichts tun. Es reicht, wenn ich an Gott glaube und ihm vertraue.

Lilly: Und das steht in der Bibel da drin?

Opa: Ja, ich les es Dir mal vor: Der Apostel Paulus schreibt im Brief an die Römer im 3. Kapitel: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ (Röm 3,28).

Lilly: Hää? Das hast du aber besser erklärt. Da kapiert man ja gar nichts!

Opa: Ja – das hat der Apostel Paulus damals ein bisschen kompliziert ausgedrückt. Der Martin hat es auf jeden Fall kapiert.

Lilly: Zum Glück für ihn!

Opa: Und zum Glück für uns, denn er hat seine Entdeckung weitererzählt und das hat die Menschen damals verändert und die Kirche auch. Heute wissen wir das und vergessen es hoffentlich nie wieder, dass Gott uns bedingungslos liebt!

Das Stück stammt aus der evangelischen Kirchengemeinde St. Markus in Erlangen. Texte nicht kommerziell nutzbar gemäί CC-BY-NC 4.0.