Der Ernst des Lebens

Sprecher: Mit sechs beginnt der Ernst des Lebens. Das hatte Rike schon oft gehört. Was dieser Ernst des Lebens eigentlich war, wusste sie nicht. Aber Rike ahnte: Es konnte nichts Schönes sein! Neulich erst kam Mama und sagte: (Mama tritt auf): Warte mal ab, bist du sechs bist und in die Schule kommst. Dann lernst du den Ernst des Lebens kennen. Sogar die große Schwester Bettina machte ihr Angst: (Schwester tritt auf) Du wirst noch merken, wie gut du es in deinem Baby-Kindergarten hattest.

Rike: Ich bin kein Baby mehr und mein Kindergarten ist auch kein Babykindergarten!

Sprecher: Rike sah ihren sechsten Geburtstag mit gemischten Gefühlen entgegen. Sie saß da und überlegte, wie der Ernst des Lebens wohl aussah. Vielleicht wie ein großer Felsbrocken? Ob der Ernst des Lebens wohl auf dem Geburtstagstisch hockte und die Geschenke verschlang? In der Schule ist er auf alle Fälle, dachte Rike, dass hatten alle gesagt. Rike wollte ja lesen und schreiben lernen. Aber wenn sie dafür den Ernst des Lebens kennen lernen musste, würde sie vielleicht doch lieber darauf verzichten. (Rike geht ab)

(Kurze Pause)

Sprecher: Dann sollte Rike ihn doch noch kennen lernen, denn Rike wurde eingeschult.

(Rike kommt wieder mit einer Schultüte in der Hand auf die Bühne)

Rike: Oh, ich bin doch ganz schön aufgeregt. Hoffentlich muss ich nicht alleine sitzen. Oh – da kommt noch jemand.

Ernst: Hallo (guckt etwas verlegen)

Rike: Hallo. Deine Schultüte sieht echt cool aus.

Ernst: Deine ist auch nicht übel.

Rike: (kleine Verlegenheitspause) Weißt du schon, neben wem du sitzt?

Ernst: Nööö. Hast du Lust neben mir zu sitzen?

Rike: Klar. Ich heiße übrigens Rike.

Ernst: Ich heiße Ernst.

Rike: Du bist also der Ernst. Von dir haben mir die Großen schon erzählt. Komm, wir gehen.

Sprecher: Rike war sehr froh. Nun hatte sie den Ernst ihres Lebens kennen gelernt. Sie war erleichtert, dass der Ernst des Lebens so nett war. Und sie beschloss, sich von den Großen nie mehr Angst machen zu lassen.


Das Stück stammt von Heike Wedel. Die Idee dazu stammt aus dem gleichnamigen Bilderbuch.